Wie die meisten wissen, haben wir uns bewusst für die Lemosho als längste Route mit insgesamt 66 km entschieden. Übrigens ja nach Anbieter verändert sich die Länge der Route und bewegt sich zwischen 63 bis hin zu 70km – andere Länder andere Entfernungsmessungen 🤣. Aber und da scheinen sich alle einig zu seine, eine Erfolgsrate von um die 95 Prozent. Zum Vergleich, bei der wesentlich kürzeren (5 Tages-) Marangu Route mit 34 km wird zum Teil von 83 Prozent gesprochen. Wir haben vereinzelt aber auch von um die 50 Prozent gelesen 😯. Ein Geheimnis der längeren Route mit mehreren kleineren Auf- und Abstiegen ist einfach die besser Möglichkeit sich zu akklimatisieren.
Zudem handelt es sich um die landschaftlich schönste Route, da sie durch alle Vegetationszonen führt.

Aber seht und lest selbst:
- 1. Etappe – Vom Lemosho Gate zum MTI Mkubwa Camp
- 2. Etappe – Vom Regenwald in die Wolken
- 3. Etappe – Durch’s Moorland zum Camp Shira II
- Challenge Lava Tower
- Eine unerwartete Herausforderung – Baranco Wall
- Unser finaler Aufstieg, Teil 1 – Vom Karanga ins Barafu Camp
- Unser finaler Aufstieg, Teil 2 – Uhuru Peak
- Unser finaler Aufstieg, Teil 3 – Der Abstieg
- Ein emotionaler Abschied
1. Etappe – Vom Lemosho Gate zum MTI Mkubwa Camp
Hier ist unser Bericht zur ersten Etappe.
Start ist am Lemosho Gate auf 2.100m. Von unserem Hotel in Moshi waren das ca. 2 Stunden Fahrt im Tourbus. Vorher wurde noch ein kurzer Stopp am ATM, der Apotheke und einem Supermarkt gemacht, damit wirklich alle alles beisammen haben.

Ohne Mampf bekanntlich kein Kampf. Daher gab es erst noch ein zünftiges Mittagessen. Nämlich Nudeln Bolognese.

Und auch hier zeigte sich, wie sich unsere Agentur von anderen unterschied. Erstens hatten wir eben nicht nur eine kalte Lunchbox und zweitens wurden die eigentlich besetzten Tische eilig geräumt als wir dort eintrafen. 😯
Aber genug der Vorrede. Einigermaßen aufgeregt ging es nun auf die erste Etappe. 7 Kilometer lagen vor uns. Der Weg ist nicht allzu steil und entspricht einem befestigten Wanderweg. Landschaftlich befanden wir uns im dichten Regenwald. Begleitet wurden wir von Colobus-Affen und vielen Vögeln.



Eigentlich hatte Chris ja nicht vorgehabt, sich als Arzt zu outen, auch um ein bisschen mehr Ruhe zu haben. Diese Idee ging leider so gar nicht auf. Wir waren noch keine 300m weit gekommen, als unmittelbar neben uns ein junger Träger stürzte und sich vermutlich eine Humeruskopf Fraktur zugezogen hat. Da war Chris als Orthopäde natürlich in seinem Element. Also den Patienten flugs mit einem provisorischen Gilchrist-Verband ausgestattet und, mit dem Auftrag zum Arzt zu gehen, zurückgeschickt.

Wenn man sieht, mit wieviel Gepäck und vor allem in welcher Geschwindigkeit die Träger auf den Berg hoch unterwegs sind, ist es umso erstaunlicher, dass es da nicht noch viel mehr Unfälle dieser Art gibt. So wurden für uns beispielweise u.a. Campingstühle, eine Campingtoilette, Zelte, Matratzen etc. bis hinauf zum Base-Camp gebracht.
Und wenn man so vollgepackt stürzt kann sich das böse ausgehen. Und viele der Träger haben nicht einmal vernünftige Bergschuhe sondern laufen wahlweise in ausgetretenen Sneakern oder Halbschuhen.
Trotz des kleinen Zwischenfalls haben wir um 16.25 Uhr unser erstes Ziel erreicht. Das MTI Mkubwa Camp auf 2650m. Insgesamt eine wunderschöne Etappe mit ganz toller Flora und Fauna, so richtig zum Genießen.



In jedem Camp muss man sich bei Ankunft in ein Register eintragen. Dann bezieht man sein Quartier. Im Gegensatz zur Coca Cola Route, wo man unseres Wissens nach in Schlafsälen schläft, wird auf der Lemosho Route in Zelten übernachtet.

Hier unsere Empfehlung bezüglich der eigenen Ausrüstung für die Übernachtung:
- pro Person eine zusätzliche aufblasbare Matratze – Wir haben da mit unseren Matratzen sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie schaffen vor allem zusätzlich Komfort (über Nacht liegt man die 4 cm dann doch irgendwann durch und dann wird es ungemütlich) und bilden eine weitere Isolationsschicht (gerade wenn man, wie bei Chris, doch nicht den allerwärmsten Schlafsack hat).
- weil wir gerade beim Thema Schlafsack sind – mein Schlafsack war ein einziger Traum (Details zum Schlafsack findet ihr hier). Tatsächlich konnte ich mit einem normalen Schlafanzug, sogar ohne zusätzliche Socken, schlafen weil mir alles andere viel zu warm war. Chris hingegen war tatsächlich gezwungen mit mehreren Bekleidungsschichten zu schlafen, um nicht zu frieren.
- ein Kissen
- (angepasste) Silikon-Ohrenstöpsel: auch wenn man abends in der Regel wirklich k.o. ist, verhelfen einem Ohrenstöpsel zu einem besseren Schlaf. Gerade die letzten Camps sind doch ziemlich groß und nicht alle wollen ab 20.00 Uhr schlafen. Solche angepassten Stöpsel kann man sich z.B. bei Geers oder Amplion machen lassen. Zur Not tun es aber sicher auch die einfachen aus der Drogerie.

- und hier noch Chris sein persönlicher Top-Tipp: eine faltbare Urinflasche. 🙈🙃🫢 das mag auf den ersten Blick etwas irritierend sein, aber spätestens wenn man auf 4000m ist, 6 Liter am Tag trinkt, sich gerade muckelig in den Schlafsack gepackt hat und nachts Minusgrade hat, wird jeder Toilettengang zu einer im wahrsten Sinn des Wortes atemraubenden Tortour. So etwas in der Art gibt es übrigens auch für Mädels. Ob das wirklich ähnlich unkompliziert funktioniert, wage ich allerdings zu bezweifeln. 🤔 Vielleicht hat ja eine von euch damit Erfahrung? Lasst es mich gern wissen.
Umso wichtiger ist unser nächster und einer der allerwichtigsten Tipps überhaupt: die Anmietung einer Campingtoilette. Die war mit 245$ (wurde unter allen in der Gruppe aufgeteilt, dh. für uns blieben 70$ und damit nicht einmal 10$ am Tag) jetzt nicht eben ein Schnäppchen, hat sich aber unterm Strich total bezahlt gemacht. Erstens war einer der Jungs von G-Adventures ausschließlich für das gute Stück zuständig. Das heißt, sie war immer sauber und mit genügend Toilettenpapier ausgestattet. Außerdem hatte man durch das Zelt darum sogar entsprechend Privatsphäre. Das ganze hatte den Spitznamen „Internet-Café“ und wenn man musste ging man halt eine E-Mail schicken und alle wussten Bescheid😁🤣. Nachdem wir die in den Camp zufällig verstreuten Toilettenanlagen (offenes Plumpsklo) gesehen haben waren wir nur noch froh über die Empfehlung des CEO Gaida.

2. Etappe – Vom Regenwald in die Wolken
Hallo Ihr Lieben,
heute geht es von Mkubwa Camp auf 2.650m zum Camp Shira I auf 3.610m. Die Länge der Strecke beträgt eigentlich „nur“ 7 Kilometer aber die werden es in sich haben. Gott sei dank weiß man das ja immer erst hinterher. 😁🤣 Okay angesichts der zu bewältigenden Höhenmeter hätte man es vielleicht auch schon ahnen können.🤪
Unsere erste Nacht am Berg haben wir unterschiedlich gut überstanden. Chris hat nicht so gut geschlafen, ich dafür wie ein Murmeltier. Geweckt wurden wir (wie erschreckenderweise auch in den nächsten Tagen) gg. 6.00 Uhr. So viel zum Thema Urlaub und Erholung. 🤪
Aber zumindest die Verpflegung stimmt. 😁 Früh gibt es das obligatorische frisch zubereitete Frühstück, bestehend aus warmen Porridge, Omelette, Toast und in täglich wechselnden Varianten zusätzlich noch eine typische lokale Frühstücksspezialität.
Landschaftlich erwartete uns ein total spannender Streckenabschnitt mit einer außergewöhnlichen. Es geht vom Regenwald buchstäblich in die Wolken.
Allerdings konnten wir deshalb unser Ziel – den Gipfel des Kilimanjaro – bis dahin tatsächlich nicht sehen. ☹️ Vielmehr kraxelten wir in Wolken gehüllt und von mysteriösen Pflanzen umgeben den Weg hinauf. Der ist zum einen steil vor allem aber steinig. Und damit meine ich jetzt nicht so kleine Kieselsteine-steinig, sondern so richtig stufengroße Steine-steinig. So die Kategorie, die nur mithilfe unserer Wanderstöcke und ordentlich Muskelkraft zu bewältigen sind. 😵💫



Dafür gab es zur Belohnung unterwegs ein ordentliches Lunchpaket. Darin befand sich ein leckeres halbes gegrilltes Hähnchen, sogenannte Glucose-Biskuits (ich schätze, die entsprechen unseren gezuckerten Butter-Keksen), eine hartgekochtes Ei und Nüsse sowie ein Fruchtsaftgetränk. Dabei muss man sich wirklich vergegenwärtigen, dass alleine die Zutaten für die Lunchpakete schon bis zum Camp getragen und dann dort frisch zubereitet worden sind. Echt verrückt…

Unser Ziel, das Camp Shira I liegt auf dem zweitgrößten Hochplateau der Erde (haben wir jetzt nicht nachgeprüft 😝) Auf dem Weg dorthin kam dann auch immer mal die Sonne durch die Wolken. So schön das ist, aber wir waren dann ununterbrochen damit beschäftigt uns jeweils wärmer oder kälter anzuziehen, weil: Sonne da = afrikanische Hitze 🥵, Sonne weg = Hochgebirgskälte🥶. Aber wie heißt es so schön, irgendwas ist ja bekanntlich immer. 😁

Aber Erlösung war in Sicht. Ungefähr 1 Kilometer vor dem Camp kommen uns die Runner entgegen und tragen unsere Rucksäcke die restliche Strecke bis ins Camp. Was für eine Wohltat!


Trotzdem taten uns nach der Etappe schon arg die Knochen weh. Gott sei Dank konnten uns die Guides beruhigen, dass es tatsächlich (mal abgesehen vom eigentlichen Aufstieg) die härteste Etappe der ganzen Route ist. Ich fürchte, wenn der Weg die ganze Strecke so ausgesehen hätte, wäre es mit dem Aufstieg wohl eher schwierig geworden.🤔
Im Camp angekommen werden einem dann sogar die Schuhe und die Gamaschen ausgeklopft und wir sind zunächst mal ziemlich k.o. in unser Zelt gefallen.
Als wir uns dann aber auf den Weg zu Briefing und Abendessen machen wollten, hat uns eine Wahnsinns-Überraschung erwartet:

Bei strahlend blauen Himmel, erwies er uns nämlich plötzlich die Ehre – der Gipfel des Kilimanjaro. Das war zweifelsohne einer der absolut erhebenden Momente auf unserer Tour. 😍🤩

Da war einem das Abendessen schon fast egal. Es bestand übrigens täglich aus einem (schon nahezu dekadent anfühlenden) 3 Gänge-Menü. Als Vorspeise gab es immer eine angenehm scharfe Suppe in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, ein Hauptgericht mit Fleisch oder Fisch und als Nachspeise frische Früchte, wie Melone oder Ananas. Ich hatte zwischendurch ernsthaft Bedenken, dass ich nach der Tour deutlich mehr wiege als vorher, so gut und reichhaltig war das Essen.
Im Briefing haben wir dann immer die Infos für den nächsten Tag bekommen. So zum Beispiel was man am besten anzieht oder welches Streckenprofil vor einem liegt. Außerdem werden die Sauerstoffsättigung (tatsächlich mit einem Fingerpulsoximeter) gemessen und man muss angeben, wieviel man getrunken hat. Außerdem ob das Geh-Tempo okay war und was man selber für High- oder auch Lowlights hatte. Viel wichtiger als diese obligatorischen Punkte fand ich in diesem Rahmen jedoch die vielen kleinen motivierenden Gesten oder die Zusicherung, dass Dinge wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel (obwohl sie uns an diesem Tag noch nicht betrafen) ganz normal sind und was man dann am besten macht. Das hat uns doch enorm Sicherheit vermittelt und wirklich geholfen, alles gut zu bewältigen.
3. Etappe – Durch’s Moorland zum Camp Shira II
Nach der anstrengenden 2. Etappe standen heute 10 Kilometer mit einem Anstieg von 3.610m auf gerade Mal 3.850m auf dem Plan😝.
Aber erst einmal erwartete uns am Morgen ein traumhafter Ausblick. Manchmal lohnt sich zeitiges Aufstehen eben doch. 😁

Die Etappe selbst ist relativ entspannt und zum Genießen. Es geht weitenteils über die Shira Hochebene. Da wir über den Wolken sind und die Pflanzen nur noch maximal hüfthoch sind, bieten sich dabei spektakuläre Blicke in die Ferne.



Für die Radler unter euch bietet das Plateau übrigens eine Radstrecke an. Vielleicht einfach mal als Trainingsstrecke ins Auge fassen…🤪🚵🏻

Relativ entspannt sind wir dann im Camp Shira II angekommen.


Aber das Highlight des Tages wartete auch erst am Nachmittag auf uns. Zunächst haben wir einen Spaziergang auf 4000m gemacht, um uns an die Höhe anzupassen. Das an sich war schon ziemlich beeindruckend. Denn so hoch waren wir beide noch nie. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass wir das auch wirklich ohne irgendwelche Wehwehchen einfach nur genießen konnten.


Nachdem wir von dem kleinen Ausflug zurückgekommen sind, hat sich dann das Team der G-Fighter (so nennen sich die Jungs von G-Adventures) vorgestellt. Und genau wie uns der erste Anblick des Gipfels emotional total geflasht hat, war auch das einfach nur unglaublich.
In Summe waren für uns 7 Teilnehmer rund 30 Leute am Berg. Vom Koch bis zum Toiletten-Ingenieur über die Träger, die Kellner (ja, im Ernst wir hatten tatsächlich 2 Kellner) und natürlich die Guides. Und alle vermitteln einem wirklich, von der ersten bis zur letzten Minute, dass es für sie am wichtigsten ist, dass es einem gut geht und wir tatsächlich oben auf dem Gipfel ankommen. Man kann dem Team gar nicht genug danke sagen. 🤩 Ihr seid die Allerbesten, ohne euch hätten wir es nie geschafft. 💛💚💙

Ihr habt unser Gepäck getragen, die Lebensmittel, die Zelte und selbst die Campingstühle, nur damit wir möglichst viel Komfort und immer leckeres Essen hatten. Immer mit guter Laune und dem Willen uns bei jeder noch so kleinen oder großen Herausforderung zu unterstützen. Ihr seid die eigentlichen Helden unserer Tour!!!! 🙏🏻



Challenge Lava Tower
Nachdem wir in der gestrigen Etappe quasi im Vorbeigehen die 4.000m geschafft haben, lag heute erneut eine echte Challenge vor uns. 💪🏻
Denn die anstehende Etappe ist mit 10 Kilometern wiederum eine der längeren und als ob das nicht reicht sind 750 Meter Anstieg und 700 Meter Abstieg zu bewältigen. Es geht vom Camp Shira II auf 3.850m zunächst zum Lava Tower auf 4.600m und dann wieder abwärts bis ins Baranco Camp auf 3.900m.
Die 7 Kilometer zum Lava Tower verlaufen zunächst recht entspannt weiter durch die Shira Hochebene. Langsam aber stetig geht es bergauf, immer parallel unterhalb des Gipfels. Die Wege sind teilweise sogar so breit, dass man gut nebeneinander laufen kann. Das haben wir dann auch mal richtig genossen. Üblicherweise geht man ja hintereinander und dadurch „kämpft“ dann doch jeder mehr oder minder für sich allein.


Bereits ein ganzes Stück bevor man tatsächlich am Lava Tower ist, kann man die markante Formation dann auch schon sehen. Doch wie so oft, täuscht das was man sieht über die noch zu bewältigende Wegstrecke und es ist erstaunlich wie lang ein Weg werden kann. 😝

Dafür trifft Chris auf ungefähr 4.300 Meter völlig überraschend die Höhenkrankheit. Allerdings anders als man es jetzt befürchten muss, eher so im wahrsten Sinn des Wortes🤣. Tatsächlich war es nämlich unsere Südafrikanerin Bron, die Probleme hatte. Sie überkam eine so plötzliche Übelkeit, dass ein Teil ihres Frühstücks auf Chris seinen Gamaschen (Gott sei Dank nur dort 🫢) landete. Aber wie unsere Guides vorhergesagt haben, ging es ihr danach schlagartig besser. Ihr Appetit beim Mittagessen war aber dennoch ziemlich verhalten🙃. Chris ist da ja eh Übles gewohnt, insofern hat ihn das nicht wirklich beeindruckt 🤣.
Chris und mir ging es im Gegensatz dazu erstaunlich gut. Nachdem wir bereits gestern deutlich mehr als die Tage davor getrunken haben, deutete sich an, dass wir an diesem Tag einen neuen Rekord aufstellen würden. 6 Liter werden es am Ende des Tages sein. Zum Thema „stay hydrated“ find ihr hier noch einen separaten Beitrag.
Am Lava Tower angekommen stand bereits unser Mensa-Zelt samt Essen bereit. Es gab eine Suppe mit Yamswurzel und Kochbanane. Falls es einer nicht kennt (so wie ich bis dahin😐) Yamswurzel ähnelt von der Konsistenz und Geschmack dem einer Kartoffel. Die Kochbanane hat hingegen mit dem Geschmack von Banane so gar nichts zu tun. Gekocht in einer Suppe ist beides extrem lecker. Zudem gibt es das erste Mal heißen Ingwertee zum Trinken. Auch das ein echter Geheimtipp, die auf der Erfahrung unserer Guides beruht. Sicherlich wissen viele von euch, dass Ingwertee unter anderem den Magen beruhigt und gegen Übelkeit hilft. Der Tee wurde dann auch auf den nächsten Etappen zum echten Bestseller.

Wir haben dann eine Stunde Pause am Lava Tower genossen, damit sich der Körper auf die Höhe akklimatisieren kann. Und vielleicht lag es an der Höhe, vielleicht am Ausblick auf den schon recht nah erscheinenden Gipfel oder vielleicht an der Yamswurzel, aber wir fühlten uns dort jedenfalls ganz berauscht. 🤪🫠



Danach galt es die restlichen 3 Kilometer und den Abstieg zu bewältigen. Und die hatten es noch mal richtig in sich. Zum einen vereinigen sich am Lava Tower drei unterschiedliche Routen, so dass sich schlagartig mehr Menschen auf dem nunmehr doch recht schmalen Weg befanden. Hinzu kam, dass nunmehr die ersten Aufsteiger anderer Gruppen mit körperlichen Problemen zu kämpfen hatten, an denen man auf dem Weg nur bedingt vorbei kam. Auch hier zeigte dich die große Erfahrung unserer Guides. Auf dem Weg zum Lava Tower wurden wir nämlich mehrfach von anderen Gruppen überholt. Das hohe Tempo schien sich nun bei dem einen oder der anderen zu rächen. Pole, pole (swahili für langsam) ist das Motto der Stunde. Ich muss gestehen, es gab Momente, wo mich das annähernd in den Wahnsinn getrieben hat, weil es echt sooooo langsam war. 😵💫 Daher zog sich der Weg ins Camp dann doch recht arg. Entschädigen konnten jedoch die tollen Ausblicke auf den Gipfel, den parallel zum Weg verlaufende Fluss, nebst kleiner Wasserfälle und die interessante Vegetation.



Passend zu den ersten „Ausfällen“ haben wir dann auch das erste Mal einen Rettungshubschrauber in Aktion gesehen. Der bliebt in den kommenden Etappen denn auch ein ständiger Begleiter bis hinauf ins sogenannte Basecamp.
Vom Baranco Camp konnte man dann bereits die Etappe des nächsten Tages „bewundern“. Die sogenannte „Baranco Wall“. Was es mit dieser „Wand“ auf sich hat erfahrt ihr im nächsten Beitrag.
Eine unerwartete Herausforderung – Baranco Wall
Die Etappe Baranco Camp zum Karanga Camp ist mit 6 Kilometer wieder eine der Kürzeren. Und doch sahen wir uns hier plötzlich mit einer völlig unerwarteten Herausforderung konfrontiert.
Dafür muss man wissen, wir haben uns auch deshalb die Besteigung des Kilimanjaro entschieden, weil die Besteigung als „technisch nicht anspruchsvoll“ gilt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was ist „anspruchsvoll“ 🤨. Aber alle unsere Informationen im Vorfeld haben keinerlei Hinweise auf eine echte Bergwanderung mit Kletterstellen und alpiner Erfahrung ausgewiesen. Auch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind nirgends erwähnt. Aber bekanntlich liegen ja derartige Definitionen gern im Auge des Betrachters.

Denn von wegen, „sie wandern immer auf einem guten Wanderweg und bergsteigerische Erfahrung sind nicht erforderlich“ (okay, diese Information hatten wir auf einer Schweizer Seite gefunden. Gut möglich, dass man in der Schweiz umständehalber unsere Tour tatsächlich so bewertet. 🤣🤪 ). Mich überkam jedenfalls beim Anblick der „Wall“ und der Beschreibung im abendlichen Briefing das pure Grauen und das Gefühl plötzlich auf der falschen Tour unterwegs zu sein. 😱
Und so starteten wir am Morgen, als die Sonne über dem Gipfel aufgeht, doch mit einem mulmigen Gefühl, ob und wie das heute so, im wahrsten Sinn des Wortes, laufen würde.

Der reine Höhenanstieg der sogenannten Baraco Wall beträgt ca. 257m. Allerdings vom dem Camp aus betrachtet, sieht es fast so aus, als ob man beinah senkrecht an der Wand hoch muss. Was von den reinen Höhenmetern eigentlich nicht viel ist, entpuppt sich dann aber doch als recht anspruchsvoll.

Aber nach dem erfolgreichen Besteigen kann ich folgendes berichten: ja, der Weg nach oben ist steil und schmal und mehr ein Pfad denn ein Weg. Besser (zumindest wenn man wie ich, einigermaßen höhenempfindlich ist) a) man denkt überhaupt nicht darüber nach, was man grade tut und b) man schaut tatsächlich nicht nach unten. 🫢😝Trotzdem bei Gelegenheit (Achtung! eigentlich nur möglich, wenn man eine Pause macht 😉🫤) sollte man aber den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Gerade der Blick zurück ins Camp und den Weg der gestrigen Etappe vermittelt ein echtes Hochgefühl.

Bereits zu Beginn des Anstieges hatten unsere Guides unsere Wanderstöcke eingesammelt, damit wir die Hände frei hatten. Zudem wurde empfohlen, Handschuhe zu tragen. Und in der Tat, es gibt nicht wenige Stellen, bei denen man nur „auf allen Vieren“ vorwärts kommt. Wie so oft, war auch hier die Unterstützung der Guides von unschätzbaren Wert. Aufgrund ihrer Erfahrung können sie einem genau sagen, wo man hingreifen muss und wo die eigenen Füße hin müssen.



Eine kleine Mutprobe gab es dann trotzdem noch. Den auf circa der Hälfte des Anstieges gibt es den sogenannten „Rock of kiss“. Hier muss man tatsächlich mit ausgebreiteten Armen und dem Gesicht zum Berg an einem Felsvorsprung vorbei. Da half nur tief durchatmen und einfach machen.
Fazit: Ein echt aufregender Abschnitt, bei dem man hinterher richtig „high“ sein kann (also jedenfalls war ich das und das ganz ohne Drogen 🤪🫢). Und man braucht sicherlich wirklich keine Kletterausrüstung und erst recht keine Angst, aber ein bisschen mehr Konzentration und das Vertrauen in die eigene Balance und die Guides sind sicherlich von Nöten 🙃.
Und überhaupt, was für Mimimis wir sind, sieht man spätestens wenn einen die Träger überholen. Und bisher soll trotz des abenteuerlichen anmutenden Vorgehens der Träger keiner zu Schaden gekommen zu sein. Was mir persönlich völlig unbegreiflich ist. 😧



Als Belohnung für die erfolgreiche Besteigung der Wall erreicht man ein Hochplateau, welches grandiose Bilder bietet. Von da aus geht es anschließend weiter durch die Lavawüste zum Karanga Camp auf 3.995m.






Unglaublich aber wahr, nur noch einmal schlafen und dann ist es soweit. Morgen geht es ins Barafu Camp (Base-Camp) auf 4.600m und von da aus werden wir den Gipfel besteigen. Die Spannung steigt quasi minütlich.
Unser finaler Aufstieg, Teil 1 – Vom Karanga ins Barafu Camp
Und plötzlich ist es soweit. Judgement Day! Heute oder nie werden wir wissen, ob sich alle die Mühen der letzten Wochen und vor allem Tage gelohnt haben. 🙃
Tatsächlich gliedert sich der Aufstieg quasi in 3 Teile. Zunächst haben wir noch eine weitere Etappe ins höchste Camp der Lemosho Route vor uns. Dann werden wir den eigentlichen Aufstieg wagen und natürlich müssen wir auch wieder runter. 😊
Uns so beginnt der erste Teil des Aufstiegs denn auch recht früh. Denn damit wir noch möglichst viel Zeit zum Ausruhen haben, ist bereits 6.00 Uhr Wecken angesagt. Und schon gegen 7.00 Uhr geht es los. Pünktlich zum Mittag wollen wir im Camp sein.
Vom Karanga Camp sind es lediglich 4 Kilometer bis ins Barafu Camp auf 4.650 Meter (gern auch Base Camp genannt). Von hier aus werden wir dann den eigentlichen Aufstieg über den Stella Point auf 5.745m zum höchsten Punkt, den Uhuru Peak auf 5.895m in Angriff nehmen.
Chris hat mit Appetitlosigkeit zu kämpfen, schafft aber wenigstens das Porridge zum Frühstück. Sonst geht es uns aber nach wie vor vergleichsweise gut.
Die 4 Kilometer samt 655 Höhenmeter bergauf verlaufen gleichzeitig entspannt und voller Anspannung. Alle sind gedanklich irgendwie schon beim Aufstieg. Der Weg führt passend dazu durch eine Lava-Geröllwüste und ich frage mich schon, wie das wohl heute alles noch werden soll.
Bereits von Weitem sieht man das auf einem Plateau gelegene Barafu Camp. Trotzdem erreichen wir es doch erst gg. 13.30 Uhr und damit doch deutlich später als wir es geplant haben. Das heißt schon Mal mindestens eine Stunde weniger Ruhepause. 🫤

Ehrlich gesagt ist mir ohnehin völlig schleierhaft, wie wir nach einer Pause am Nachmittag und 2/3 Stunden Schlaf am Abend dann mal eben 1.245 Höhenmeter, von 4.650m auf 5.895m aufsteigen sollen. 🤔 Chris hingegen ist so was von optimistisch, dass alles gut wird und wir tatsächlich auf dem Uhuru Peak ankommen. Woher er diese Zuversicht genommen hat, ist mir nicht so richtig klar geworden. Aber bekanntermaßen ist Euphorie ja auch ein Symptom der Höhenkrankheit 🤪🙃😝.

Unsere Zelte stehen wie reingeworfen zwischen riesigen Basaltbrocken unterhalb des eigentlichen Camps. Wie riesig das Camp tatsächlich ist und warum unser Standort zwar ruhig und windgeschützt ist aber dennoch einen ziemlichen Nachteil hatte, haben wir Gott sei Dank erst im Nachhinein gemerkt 🫢. Aber jetzt hieß es erst einmal ausruhen und bei schönstem Sonnenschein bestenfalls zu schlafen 😁😴. Der Gipfel wartet auf uns.
Tja, geschlafen haben wir beide nicht wirklich. Vielmehr haben wir wohl eher so gedöst. Jedenfalls alles weit weg von tiefen und eigentlich so wichtigen, richtigem Schlaf. Aber nützt ja nix… Es ist 18.30 Uhr und die Sonne ist eben untergegangen und macht einer traumhaften sternenklaren Nacht Platz.

Zum Abendbrot gibt es Pilze, Pommes und Hühnchen. Und den Tipp keine Getränke mit Milchpulver mehr zu trinken, weil das wohl zu Magenproblemen führen kann. Und natürlich gibt es das obligatorische Briefing. 22.30 Uhr ist Wecken, 23.00 Uhr werden wir starten. Noch kommt mir das alles vollkommen surreal vor. Wir hoffen jedenfalls, jetzt doch noch ein bisschen Schlaf abzubekommen. 3 Stunden Zeit hätten wir dafür. Blöd nur, wenn man so aufgeregt ist, dass man die Wände hochgehen könnte 🤪😝.
Unser finaler Aufstieg, Teil 2 – Uhuru Peak
Ich höre Stimmen… im Halbschlaf zwar, aber ich bin mir sicher. 😝 Und ich rieche Ingwertee. Und tatsächlich, es ist 22.00 Uhr und unsere „Kellner“ stehen mit heißem Tee vor unserem Zelt, um uns zu wecken. Wir brauchen ein paar Minuten, um uns zu sammeln aber dann wird es uns schlagartig klar. Jetzt geht es wirklich, also wirklich wirklich los.
Chris hat nach eigenen Empfinden nicht schlafen können und ich kann es gar nicht genau sagen. Ich hoffe es einfach. Aber eigentlich ist es auch egal. Ich bin nicht ein Stück müde und es wird bis Morgenmittag so bleiben, aber das weiß ich zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht.
Gemäß den Empfehlungen unserer Guides ziehen wir uns unsere 6 Schichten an:
- 1 lange Merino/Polyester Unterhose
- 1 lange Leichte Baumwoll/Fleece Unterhose
- 1 Skihose
- 1 langes Merino Unterhemd
- 1 Fleecejacke
- 1 Windshell Jacke
- 1 leichte gefütterte Jacke für Chris und für mich:
- 1 dreiviertel lange Merino Unterhose
- 1 lange Merino/Polyester Unterhose
- 1 Skihose
- 1 Unterhemd ohne Ärmel
- 1 langes Merino/Polyester Unterhemd
- 1 langes T- Shirt
- 1 Fleece Jacke
- und endlich, meine superwarme Daunensteppjacke 😁
Und natürlich haben wir beide unsere Softshell- und dicken Daunenhandschuhe, sowie eine Strick/Fleecemütze mit. (Infos zu einzelnen Bekleidungsstücken findet ihr zum Beispiel hier oder kontaktiert uns gern, dann gibt’s konkrete Infos zu den von uns verwendeten Marken etc). Wir geben insbesondere deshalb so gern Auskunft dazu, weil wir der Meinung sind, dass unsere Ausrüstung neben unseren Guides einen entscheidenden Teil zu unserem Erfolg beigetragen haben.
Dazu kommen im Rucksack 2 Liter Wasser in der Trinkblase und warmes Wasser in der Thermoskanne. Ich hätte auf die Thermoskanne gern verzichtet, weil sie, obwohl sie grundsätzlich echt leicht ist, sich im Rucksack dennoch unangenehm schwer anfühlt. Das es gut war sie trotzdem mitzunehmen werden wir aber später noch feststellen. Außerdem gibt es für jeden einen Verpflegungsbeutel mit den bekannten Glucose-Keksen, einem Äpfeln, Schokolade. Da ich möglichst wenig Gewicht tragen wollte, war die Überlegung alles bis auf den Apfel und die Kekse im Camp lassen. Aus einer Laune heraus hab ich dann doch noch die Schokolade eingepackt. Zudem hatten wir unsere Nuss- und Energieriegel mit, die wir extra bis zum Aufstieg aufgehoben haben.
Exakt um 22.39 Uhr setzte sich unsere Truppe in Bewegung. Begleitet von 7 Guides. durchqueren wir zunächst das ganze Base Camp durchqueren. Überall spürt man die gleiche angespannte Aufregung. Von allen Seiten reihen sich die Grüppchen im Gänsemarsch in einen nicht endenden wollenden Strom gen Gipfel.
Nach dem Camp beginnt der eigentliche Aufstieg. Es geht als erstes relativ steil über ein größeres steinernes Feld.
Wir sind keine 500m unterwegs, da bekomm ich einen derartigen Schweißausbruch, dass ich keinen Schritt mehr gehen mag. 🥵 Ich bitte, um eine kurze Pause, damit ich mich einiger meiner Bekleidungsschichten entledigen kann, sonst komm ich nicht definitiv nicht oben an. Aufgrund der Überwärmung geht mir der Kreislauf im Gegensatz zur Temperatur runter. Das mir das als Prototyp einer Frostbeule jemals im Leben passiert, daran hätte ich vorher auch nie geglaubt. 🫢Aber unser Trip birgt halt so einige Überraschungen. 🙃 Interessanterweise bin ich nicht die Einzige, der es so geht. Auch der Mount Everest Basecamp erfahrene Kanadier ist froh, sich einiger Schichten entledigen zu können.
Besser durchlüftet und angenehm temperiert kehren auch die Lebensgeister schnell zurück. Und so laufen wir. Langsam aber stetig dem Gipfel entgegen. Nach dem großen Stein-/Geröllfeld windet sich der Weg nun serpentinenartig in Richtung Gipfel. Vom Untergrund ist es loses kleines Geröll, welches aber gut festgetreten ist und sich doch recht gut laufen lässt.
Und so ziehen sich die Stunden in Richtung Gipfel. Immer wieder passieren wir Personen, die es vermutlich nicht bis zum Gipfel schaffen werden. In völliger Dunkelheit, nur spärlich mit Stirnlampen im Dunst der Wolken beleuchtet, ergibt das schon ein bizarres Bild. So gg. 24.00 Uhr machen wir eine erste Pause. Im Gegensatz zu den anderen Tagen, werden unserer Pausen bis zum Gipfel meist nur 5 Minuten betragen. Aber mehr braucht es auch nicht. Wir versuchen etwas zu trinken und zu essen. Während Chris froh um die Energieriegel ist, fällt es mir mit den Sachen zum Kauen schwerer. Und siehe da auf einmal bin ich froh, doch noch die Schoki eingepackt zu haben. Die funktioniert für mich super. Einfach im Mund schmelzen lassen… perfekt. 😊
Offenbar kennt man auch in Afrika die zeit der „toten Augen“. 👀 Jedenfalls stimmen unsere Guides plötzlich zwischen 3.00 Uhr und 4.00 Uhr ihre uns bekannten Gesänge an. Und so leid es mir tut, aber es ist mit Worten nicht zu beschreiben, was das mit einem macht. Der Rhythmus der Lieder, die gleichmäßigen Schritte, der Berg und Chris an meiner Seite (okay hinter mir) ergeben ein emotionales Konglomerat, welches nicht in Worte zu fassen ist. Fast eine Stunde lang bringen einen die Jungs so immer näher in Richtung Gipfel. Noch sind es mindestens 3 Stunden bis zum Gipfel.
Ab 6.00 Uhr verfärbt sich der Himmel immer mehr und bietet uns ab 6.30 Uhr, ca. 35 Minuten Gehzeit unterhalb des Stella Points einen spektakulären Sonnenaufgang.

So genießen wir eine letzte Pause bevor wir den vorletzten Abschnitt in Angriff nehmen. Das ist auch der Moment, in dem wir feststellen, dass das Wasser in den Trinkblasen – trotz Thermobag und Neoprenummantelung – eingefroren ist. Gut, dass wir dann doch die Thermoskannen hatten. Und noch besser sind Guides, die einem beim Anziehen der Handschuhe helfen, weil man, trotz Warnung, die dicken Handschuhe zu spät anziehen will und die Finger schon eingefroren sind 😝. Diesen Fehler wird Chris vermutlich nicht noch einmal machen 🤣😜.


Das Geröll weicht einer Wand aus Lava in der sich der Weg in Richtung „Stella Point“ schlängelt.
Um 7:09 Uhr erreichen wir „Stella Point“ auf 5.756 m. Allerdings empfängt uns hier eine böse Überraschung. Das Wetter ist umgeschlagen. Es herrscht ein eisiger Wind und Temperaturen um die Minus 15 Grad. 🥶 In Sekundenschelle ist alles was nicht verdeckt oder irgendwie feucht ist, mit Raureif überzogen.

Unsere Guides drängen daher auf einen schnellen Weitermarsch. Und so machen wir uns auf zur finalen Etappe. Gedanklich war ich da irgendwie der Annahme, es läuft so wie in den Alpen 😝. Man erreicht den nächstgelegenen Punkt unter dem Gipfelkreuz und muss dann schnell noch mal 50 Meter hoch zum Kreuz. Das es hier nicht so ist, hätte mir eigentlich klar werden müssen, als die Guides uns sagen, ab hier sind es noch ca. 45 Minuten. Aber offenbar hatte sich das klare Denken schon verabschiedet. 🤯 Und noch nie hat sich ein Weg gefühlt so in die Länge gezogen. Es geht zwar im Vergleich zum reinen Anstieg nur noch moderat aufwärts, aber man erwartet hinter jeder Biegung eigentlich das Ziel und es kommt einfach nicht… 😵 Um Chris zu zitieren, „man wankt auf Stammhirnbasis dem Gipfel entgegen“. Tatsächlich läuft man wie auf „Autopilot“ und hofft, bald ebenso beseelt wie die entgegenkommenden Menschen auszusehen. Hin- und Rückweg zwischen Stella Point und Uhuru Peak ist der gleiche Weg. Auf diesem entsteht eine Art verschworene Gemeinschaft. Alle die es geschafft haben und einem nun entgegenkommen, feuern ein an und machen einem Mut. Allerdings sagen sie einem auch, es ist auch gar nicht mehr weit… 🤣😝🤪
Und dann ist es 8.14 Uhr tatsächlich soweit, Wir haben es wirklich geschafft!
Wir stehen am höchsten Punkt Afrikas. Alles ist vergessen, wir liegen uns in den Armen und genießen den Augenblick.

Da uns der Wettergott nicht wohlgesonnen ist, können wir leider nicht so lange auf dem Gipfel bleiben, wie wir gern gewollt hätten (wobei man dort auch bei schönem Wetter nur maximal 20 Minuten zubringt). Auch den Gletscher können wir nur erahnen. Aber es reicht, um jede Menge Erinnerungsfotos zu machen. Und überhaupt, bei schönem Wetter, das kann ja jeder. 🤪
Unser finaler Aufstieg, Teil 3 – Der Abstieg
Obwohl uns noch nicht einmal richtig bewusst ist, dass wir soeben den Gipfel des Kilimanjaro erreicht haben, müssen wir auch schon wieder runter. 😢 Allerdings ein schneller Abstieg macht den Aufstieg ja überhaupt erst möglich. Man trickst den Körper quasi ein bisschen aus, indem man die Höhe schon wieder verlassen hat, bevor der Körper realisiert hat, dass er gar nicht am Strand liegt. 😜
Die Götter der Kili sind ohnehin offenbar daran interessiert, dass wir den Gipfel möglichst schnell wieder verlassen und vertreiben uns mit Schnee und eisigen Temperaturen. Also machen wir uns vom „Uhuru Peak“ auf, zurück zunächst in Richtung „Stella Point“. Und siehe da, nach dem Erfolg läuft es sich doch gleich viel leichter 😁.
Und genau wie die Anderen vor uns, haben wir ein beseeltes Grinsen auf den Lippen und sind total euphorisiert. Den ganzen Weg freue ich mich wie Bolle und könnte Heulen vor Glück. Ist das real? Haben wir wirklich gerade das Dach Afrikas bestiegen? Laufen (taumeln) wir hier wirklich gerade in fast 6.000m Höhe durch die Gegend? Das Hirn ist völlig berauscht. Ob vom Erfolg oder vielleicht auch einfach nur vom wenigen Sauerstoff in der Höhe, lässt sich nicht so genau sagen 🤪😁.
Vom „Stella Point“ geht die Route etwas weiter ostwärts als Route des Aufstiegs nach unten. Sie führt durch einen Lavatalkessel und wie all die letzten Tage ist die Landschaft beeindruckend.

Bereits kurz unterhalb des Gipfels sieht man das Base Camp. Die bereits bekannte Täuschung, wie weit es dann trotzdem ist, brauch ich ja vermutlich nicht noch einmal betonen. Chris jedenfalls streitet bis zum Punkt, wo die Realität der Hoffnung weicht, dass das gaaanz sicher nicht das Camp sein kann. 🤣

Aber es nützt nix, wir müssen dorthin zurück. Leider werden wir nur noch zu viert und mit einem von unseren 7 Guides ankommen. Drei aus unserer Gruppe haben seit dem Gipfel derartig große gesundheitliche Probleme, dass sie sich wahlweise übergeben oder der Kreislauf gleich komplett zentralisiert. Für alle drei heißt das, man wird rechts und links von je einem Guide untergehakt und dann rennt man den Berg runter. Und nein, das ist nicht übertrieben. Die rennen da wirklich, Halt wird höchstens gemacht, damit sich er oder sie sich „in Ruhe“ übergeben kann. Es geht letztlich darum, so schnell wir nur irgend möglich aus der Höhe zu kommen.
Der Abstieg ist kein befestigter Weg, vielmehr läuft man über ein endlos erscheinendes Geröllfeld. Die Guides sagen „Skifahren“ dazu, weil man tatsächlich eher dahingleitet als läuft. Das macht den Abstieg aber auch deutlich schneller und weniger anstrengend.

Und so kommen wir nach 12 Stunden und 39 Minuten, nachdem wir gestartet sind, wieder im Base Camp an. Wie wir das geschafft haben, ist mir völlig schleierhaft. 🫢 Aber es ist der ultimative Beweis, dass auch ohne Bewusstsein Bewegung möglich ist. 🤪🤣 Und beim Blick zurück wird auch klar, warum man da mitten in der Nacht hochgeht. Niemand aber auch wirklich niemand würde sich auf den Weg machen, wenn er diesen vorher gesehen hätte. 🤣😝

Wer jetzt denkt, endlich geschafft, der irrt. Jetzt heißt es zwei Stunden ausruhen und dann geht es weiter in nächstgelegene tiefere Camp. Eigentlich versucht man mit einer 4 stündigen Wanderung ins Mweka Camp auf 3.100 Meter zu gelangen. Aber das ist für unsere 3 Mitstreiter nicht drin. So werden wir nach unserer Pause „nur“ noch 2 Stunden bis ins High Camp auf 3.950 Meter weiter wandern.

Erst gegen 17.00 Uhr sind wir dann für heute endlich am Ziel und im Nachhinein bin ich überhaupt nicht böse darüber, dass wir das nähere Camp gewählt haben. Zum einen waren wir doch deutlich mehr als 2 Stunden unterwegs. Zum anderen ist es im High Camp erfreulich ruhig, weil fast alle Gruppen weitergezogen sind. Und ganz ehrlich, wir sind doch jetzt auch „ein bisschen kaputt“ (also so ein ganz kleines bisschen ☠️ ) und froh es für heute geschafft zu haben.

Ein emotionaler Abschied
Tja, wo es einen finalen Aufstieg gibt, muss es (leider) auch einen finalen Abstieg geben. Und so müssen wir uns auf unsere letzte Etappe begeben.
Vom High Camp auf 3.950m Höhe wird es heute zum Mweka Gate auf 1.680 Metern und damit zum Ende unserer Tour gehen.
Doch zunächst heißt es unsere G-Fighter zu verabschieden. Die meisten werden direkt vom Camp zu ihren Familien und damit in ihr verdientes Frei gehen. Aber natürlich nicht, ohne uns noch mal mit ihren traditionellen Gesängen zu beglücken. Im Rahmen dieser Zeremonie wurde dann auch das Trinkgeld übergeben. Üblicherweise werden 10% des Reisepreises pro Person übergeben. Das mag zunächst ein sehr hoher Betrag sein. Aber! Ohne die Jungs wären wir niemals auf dem Gipfel angekommen. Ihre Hingabe und Unterstützung hat unseren Erfolg erst möglich gemacht. Was man aber auch im Hinterkopf haben muss, ist dass jeder Einzelne von ihnen, mit ihrem Einkommen, ihre Familien und ihr soziales Umfeld unterstützen. Und wenn man sieht, wie hart die Jungs dafür arbeiten müssen, ist der Betrag wirklich mehr als angemessen.

Nach der emotionalen Verabschiedung geht es dann vom alpinen Moorland zurück in den afrikanischen Regenwald.

Und auch wenn es immer angenehm bergab geht, ist der Weg doch noch Mal recht anstrengend. Grund ist der Matsch, der stellenweise in tiefen Schlamm übergeht, der uns spätestens ab dem Mweka Camp auf 3.100m begleitet.

Die Landschaft zeigt sich insbesondere im Regenwald von ihrer schönsten Seite. Sattes Grün, Moose und Flechten und ein feenhafter Urwald begleiten uns.



Wir sind gleichzeitig euphorisch und traurig. Zum einen weil wir immer noch ganz berauscht sind, von unserer unglaublichen Gipfelerfahrung. Zum anderen aber natürlich auch, weil sich eine der eindrücklichsten Reisen dem Ende neigt. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sich die ganzen Emotionen sortiert haben. 🙃

Kurz vor dem Mweka Gate überholen uns plötzlich 4 Träger mit einem rollenden Metallgestell. Das ist das Gefährt, welches in Anspruch genommen werden muss, wenn die Versicherung den Transport per Hubschrauber nicht bezahlt. Insofern ist ein Blick ins Kleingedruckte der eigenen Reiseversicherung mehr als empfehlenswert. 😉



Zum Schluss gab es sogar noch ein bisschen Bürokratie. Im Büro der Nationalparkverwaltung muss man sich nämlich abmelden, bekommt dafür aber auch die Urkunde als Nachweis für die Erreichung des Gipfels ausgedruckt. 😁


Die Urkunde gab es dann aber nicht direkt, sondern im Rahmen einer kleinen Feier am Abend. Dazu mehr im nächsten Blogeintrag.