Eine unerwartete Herausforderung – Baranco Wall


Die Etappe Baranco Camp zum Karanga Camp ist mit 6 Kilometer wieder eine der Kürzeren. Und doch sahen wir uns hier plötzlich mit einer völlig unerwarteten Herausforderung konfrontiert.

Dafür muss man wissen, wir haben uns auch deshalb die Besteigung des Kilimanjaro entschieden, weil die Besteigung als „technisch nicht anspruchsvoll“ gilt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was ist „anspruchsvoll“ 🤨. Aber alle unsere Informationen im Vorfeld haben keinerlei Hinweise auf eine echte Bergwanderung mit Kletterstellen und alpiner Erfahrung ausgewiesen. Auch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind nirgends erwähnt. Aber bekanntlich liegen ja derartige Definitionen gern im Auge des Betrachters.

Denn von wegen, „sie wandern immer auf einem guten Wanderweg und bergsteigerische Erfahrung sind nicht erforderlich“ (okay, diese Information hatten wir auf einer Schweizer Seite gefunden. Gut möglich, dass man in der Schweiz umständehalber unsere Tour tatsächlich so bewertet. 🤣🤪 ). Mich überkam jedenfalls beim Anblick der „Wall“ und der Beschreibung im abendlichen Briefing das pure Grauen und das Gefühl plötzlich auf der falschen Tour unterwegs zu sein. 😱

Und so starteten wir am Morgen, als die Sonne über dem Gipfel aufgeht, doch mit einem mulmigen Gefühl, ob und wie das heute so, im wahrsten Sinn des Wortes, laufen würde.

Der reine Höhenanstieg der sogenannten Baraco Wall beträgt ca. 257m. Allerdings vom dem Camp aus betrachtet, sieht es fast so aus, als ob man beinah senkrecht an der Wand hoch muss. Was von den reinen Höhenmetern eigentlich nicht viel ist, entpuppt sich dann aber doch als recht anspruchsvoll.

Wimmelsuchbild – die Baranco Wall

Aber nach dem erfolgreichen Besteigen kann ich folgendes berichten: ja, der Weg nach oben ist steil und schmal und mehr ein Pfad denn ein Weg. Besser (zumindest wenn man wie ich, einigermaßen höhenempfindlich ist) a) man denkt überhaupt nicht darüber nach, was man grade tut und b) man schaut tatsächlich nicht nach unten. 🫢😝Trotzdem bei Gelegenheit (Achtung! eigentlich nur möglich, wenn man eine Pause macht 😉🫤) sollte man aber den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Gerade der Blick zurück ins Camp und den Weg der gestrigen Etappe vermittelt ein echtes Hochgefühl.

Blick zurück ins (jetzt leere) Baranco Camp

Bereits zu Beginn des Anstieges hatten unsere Guides unsere Wanderstöcke eingesammelt, damit wir die Hände frei hatten. Zudem wurde empfohlen, Handschuhe zu tragen. Und in der Tat, es gibt nicht wenige Stellen, bei denen man nur „auf allen Vieren“ vorwärts kommt. Wie so oft, war auch hier die Unterstützung der Guides von unschätzbaren Wert. Aufgrund ihrer Erfahrung können sie einem genau sagen, wo man hingreifen muss und wo die eigenen Füße hin müssen.

Eine kleine Mutprobe gab es dann trotzdem noch. Den auf circa der Hälfte des Anstieges gibt es den sogenannten „Kissing Rock“ oder auch „Rock of kiss“. Hier muss man tatsächlich mit ausgebreiteten Armen und dem Gesicht zum Berg an einem Felsvorsprung vorbei. Da half nur tief durchatmen und einfach machen.

Fazit: Ein echt aufregender Abschnitt, bei dem man hinterher richtig „high“ sein kann (also jedenfalls war ich das und das ganz ohne Drogen 🤪🫢). Und man braucht sicherlich wirklich keine Kletterausrüstung und erst recht keine Angst, aber ein bisschen mehr Konzentration und das Vertrauen in die eigene Balance und die Guides sind sicherlich von Nöten 🙃.

Und überhaupt, was für Mimimis wir sind, sieht man spätestens wenn einen die Träger überholen. Und bisher soll trotz des abenteuerlichen anmutenden Vorgehens der Träger keiner zu Schaden gekommen zu sein. Was mir persönlich völlig unbegreiflich ist. 😧

Als Belohnung für die erfolgreiche Besteigung der Wall erreicht man anschließend ein Hochplateau, welches grandiose Bilder bietet. Von da aus geht es anschließend weiter durch die Lavawüste zum Karanga Camp auf 3.995m.

Die „Baranco Wall“ erfolgreich bewältigt 😁
5. Etappe geschafft!

Unglaublich aber wahr, nur noch einmal schlafen und dann ist es soweit. Morgen geht es ins Barafu Camp (Base-Camp) auf 4.600m und von da aus werden wir den Gipfel besteigen. Die Spannung steigt quasi minütlich.


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