Obwohl uns noch nicht einmal richtig bewusst ist, dass wir soeben den Gipfel des Kilimanjaro erreicht haben, müssen wir auch schon wieder runter. 😢 Allerdings ein schneller Abstieg macht den Aufstieg ja überhaupt erst möglich. Man trickst den Körper quasi ein bisschen aus, indem man die Höhe schon wieder verlassen hat, bevor der Körper realisiert hat, dass er gar nicht am Strand liegt. 😜
Die Götter der Kili sind ohnehin offenbar daran interessiert, dass wir den Gipfel möglichst schnell wieder verlassen und vertreiben uns mit Schnee und eisigen Temperaturen. Also machen wir uns vom „Uhuru Peak“ auf, zurück zunächst in Richtung „Stella Point“. Und siehe da, nach dem Erfolg läuft es sich doch gleich viel leichter 😁.
Und genau wie die Anderen vor uns, haben wir ein beseeltes Grinsen auf den Lippen und sind total euphorisiert. Den ganzen Weg freue ich mich wie Bolle und könnte Heulen vor Glück. Ist das real? Haben wir wirklich gerade das Dach Afrikas bestiegen? Laufen (taumeln) wir hier wirklich gerade in fast 6.000m Höhe durch die Gegend? Das Hirn ist völlig berauscht. Ob vom Erfolg oder vielleicht auch einfach nur vom wenigen Sauerstoff in der Höhe, lässt sich nicht so genau sagen 🤪😁.
Vom „Stella Point“ geht die Route etwas weiter ostwärts als Route des Aufstiegs nach unten. Sie führt durch einen Lavatalkessel und wie all die letzten Tage ist die Landschaft beeindruckend.

Bereits kurz unterhalb des Gipfels sieht man das Base Camp. Die bereits bekannte Täuschung, wie weit es dann trotzdem ist, brauch ich ja vermutlich nicht noch einmal betonen. Chris jedenfalls streitet bis zum Punkt, wo die Realität der Hoffnung weicht, dass das gaaanz sicher nicht das Camp sein kann. 🤣

Aber es nützt nix, wir müssen dorthin zurück. Leider werden wir nur noch zu viert und mit einem von unseren 7 Guides ankommen. Drei aus unserer Gruppe haben seit dem Gipfel derartig große gesundheitliche Probleme, dass sie sich wahlweise übergeben oder der Kreislauf gleich komplett zentralisiert. Für alle drei heißt das, man wird rechts und links von je einem Guide untergehakt und dann rennt man den Berg runter. Und nein, das ist nicht übertrieben. Die rennen da wirklich, Halt wird höchstens gemacht, damit sich er oder sie sich „in Ruhe“ übergeben kann. Es geht letztlich darum, so schnell wir nur irgend möglich aus der Höhe zu kommen.
Der Abstieg ist kein befestigter Weg, vielmehr läuft man über ein endlos erscheinendes Geröllfeld. Die Guides sagen „Skifahren“ dazu, weil man tatsächlich eher dahingleitet als läuft. Das macht den Abstieg aber auch deutlich schneller und weniger anstrengend.

Und so kommen wir nach 12 Stunden und 39 Minuten, nachdem wir gestartet sind, wieder im Base Camp an. Wie wir das geschafft haben, ist mir völlig schleierhaft. 🫢 Aber es ist der ultimative Beweis, dass auch ohne Bewusstsein Bewegung möglich ist. 🤪🤣 Und beim Blick zurück wird auch klar, warum man da mitten in der Nacht hochgeht. Niemand aber auch wirklich niemand würde sich auf den Weg machen, wenn er diesen vorher gesehen hätte. 🤣😝

Wer jetzt denkt, endlich geschafft, der irrt. Jetzt heißt es zwei Stunden ausruhen und dann geht es weiter in nächstgelegene tiefere Camp. Eigentlich versucht man mit einer 4 stündigen Wanderung ins Mweka Camp auf 3.100 Meter zu gelangen. Aber das ist für unsere 3 Mitstreiter nicht drin. So werden wir nach unserer Pause „nur“ noch 2 Stunden bis ins High Camp auf 3.950 Meter weiter wandern.

Erst gegen 17.00 Uhr sind wir dann für heute endlich am Ziel und im Nachhinein bin ich überhaupt nicht böse darüber, dass wir das nähere Camp gewählt haben. Zum einen waren wir doch deutlich mehr als 2 Stunden unterwegs. Zum anderen ist es im High Camp erfreulich ruhig, weil fast alle Gruppen weitergezogen sind. Und ganz ehrlich, wir sind doch jetzt auch „ein bisschen kaputt“ (also so ein ganz kleines bisschen ☠️ ) und froh es für heute geschafft zu haben.
